Mittwoch, 9. März 2011

Biosprit an jeder zweiten Tankstelle

Düsseldorf (RP) Der umstrittene Biosprit E 10 ist zum Aufreger der Düsseldorfer Autofahrer geworden. Die Tankstellenpächter der Landeshauptstadt erleben zahlreiche verunsicherte Kunden. Viele wollen am herkömmlichen Super festhalten – doch stattdessen gibt es nur noch teures Super Plus.

Etwa jede zweite Tankstelle der Stadt verfügt bereits über Zapfsäulen mit E 10. Die Einführung des Kraftstoffs ist eine Umsetzung einer Richtlinie des Europäischen Parlaments. Sie fordert von allen Mitgliedstaaten bis 2020, dass sich die Treibhausgasemissionen bei Kraftstoffen um bis zu zehn Prozent verringern. Deutschland hat dazu den Weg gewählt, Otto-Kraftstoff mit zehn Prozent Bioethanol unter dem Branchenkürzel E 10 auf den Markt zu bringen. Außer in Deutschland wurde die EU-Vorgabe schon in Frankreich und Finnland umgesetzt.Die große Verunsicherung der Düsseldorfer Autofahrer entlädt sich zurzeit an den Tankstellenbetreibern in der Stadt. "Meine Kunden wissen inzwischen gar nicht mehr, was sie machen sollen. Durch die aktuelle Debatte darüber, für welche Fahrzeuge E 10 nun schädlich ist, hat sie massiv verunsichert", sagt Ronald Huggins, Pächter der Esso-Tankstelle in Kaiserswerth. Huggins gehört zu denen, die den angeblichen Öko-Kraftstoff in Düsseldorf bereits anbieten.

Doch die anhaltende Kritik hat die Verbreitung des Bio-Kraftstoffs ins Stocken gebracht. In seltener Eintracht kritisieren Autoverbände und Umweltschützer die Einführung des Kraftstoffs. Nicht geeignet ist er für etwa 3,1 Millionen Fahrzeuge und eine Million Krafträder. Der deutlich aggressivere Bio-Ethanol im Kraftstoff greift die Gummischläuche der Fahrzeuge an. Schwere Schäden am Motor kann zumindest im Langzeitbetrieb niemand ausschließen. "Vor dem ersten Tanken sollten sich Autofahrer im Kfz-Betrieb oder Autohaus erkundigen, ob ihr Fahrzeug den neuen umweltverträglicheren Kraftstoff verträgt", rät Reiner Schnorr, Obermeister der Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Wuppertal.Sven Wiegand betreibt die Shelltankstellen an der Kölner Landstraße sowie die an Ronsdorfer und St. Franziskus-Straße. Er hält den Aufruhr der Kunden für übertrieben: "Das ist immer die gleiche Verwirrung, wenn eine neue Spritsorte eingeführt wird. Als wir unser V-Power starteten, war es ähnlich. Ich bin sicher, in wenigen Monaten redet keiner mehr davon", sagt der Tankstellenpächter.


Esso-Pächter Huggins hat bei sich eine Liste mit diversen Fahrzeugtypen ausgelegt. "Das Papier gibt detailliert Auskunft darüber, welche Wagen E 10 vertragen und welche nicht." Avia-Pächter Michael Dahlke von der Reinhold-Schneider-Straße gesteht offen: "In vielen Fällen können wir die Fragen der Kunden nicht beantworten."

Hat ein Fahrzeug das falsche Benzin im Tank, gilt: Den Motor erst gar nicht starten, sondern den Kraftstoff abpumpen lassen, rät Kfz-Meister Schnorr. Dies sei auf jeden Fall günstiger als die Behebung möglicher Folgeschäden für das Fahrzeug, denn für die haftet der Fahrzeughalter.

Was vielen Autofahrern im Zuge der E-10-Debatte entgangen ist, ist die schleichende Abschaffung des "normalen" Superbenzins. Wer das E-10-Risiko nicht eingehen will, kann nicht mehr auf Super (95 Oktan), sondern nur noch auf Super plus (98 Oktan) ausweichen. Und das ist mit sechs bis acht Cent je Liter deutlich teurer als E 10. Die Öl-Konzerne nennen das 98-Oktan-Benzin dennoch nicht mehr Super plus, sondern nur noch Super.

Quelle: http://www.rp-online.de/duesseldorf/duesseldorf-stadt/nachrichten/Biosprit-an-jeder-zweiten-Tankstelle_aid_973498.html

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