Dienstag, 15. März 2011

E10 gibt es jetzt überall

Die Mineralölindustrie meldet die flächendeckende Einführung des neuen Superbenzins in Sachsen. Die Kunden bleiben skeptisch.

Sorgt für Verunsicherung: Der neue Biosprit E10. Foto: dpa
Der umstrittene Kraftstoff E10 ist seit gestern in ganz Sachsen flächendeckend verfügbar. Als letzte der großen Tankstellen-Ketten stellte Total Deutschland seine Zapfsäulen gestern um.

„Die drei großen Mineralölunternehmen Aral, Shell und Total melden die flächendeckende Versorgung mit E10 in Ostdeutschland“, bestätigte gestern die Sprecherin des deutschen Mineralölverbandes Karin Retzlaff. Einen Lieferstopp für E10 habe es nie gegeben. Probleme bereitet der Ölindustrie allerdings die Abneigung der Autofahrer gegen den neuen Kraftstoff. Der Verband warnt jetzt sogar vor Lieferengpässen beim normalen Superbenzin. Bislang produzieren die Raffinerien etwa 30 bis 40 Prozent des alten Sprits. „Bleibt die Nachfrage so hoch, müssen wir über eine Anpassung der Produktion nachdenken“, so Retzlaff.

Biosprit als Ladenhüter

Zudem könne das Sonntagsfahrverbot für Lkws jetzt dafür sorgen, dass das gefragte Superbenzin nicht rechtzeitig an den Tankstellen eintrifft. Dass Super generell verschwindet, stimme so nicht. Gesetzlich seien Tankstellen, die E10 anbieten, verpflichtet, auch Superbenzin zu verkaufen. Nach Angaben von Pächtern läuft der Verkauf von E 10 nach wie vor schleppend.

Der Einstiegspreis für Super/E10 betrug gestern in Dresden 1,539 Euro. Mit der Einführung von E10 bei Total verteuerte sich das normale Super-Benzin von 1,509 Euro am Vorabend auf 1,589 Euro bis 1,609 Euro am gestrigen Morgen. Nach Schätzungen tanken 80 Prozent der Benzinkunden nicht den Biosprit, sondern zahlen freiwillig mehr für das normale Super oder Superplus.

Viele Autofahrer suchen noch nach Tankstellen, die kein E10 führen. Bei denen ist das normale Super nicht so teuer. Die Total-Tankstelle in Löbau an der B 6 führt kein E10-Kraftstoff. Tankstellenbetreiber Thomas Birke: „Wir werden ihn aber bald einführen müssen.“ Beliebte Sammelpunkte der E10-Gegner sind die freien Tankstellen. So die A & G Hentzschel GbR in Zschauitz und Großraschütz bei Großenhain. Betreiber Gert Hentzschel „Ich kaufe kein E10 ein, bei mir gibt es wie früher Diesel, Super und Super plus.“

In der Region um Bautzen bieten nur zehn von 16 befragten Tankstellen E10 an. Das Angebot ist noch nicht flächendeckend. E10 wird nur wenig gekauft. Viele Autofahrer setzen weiter auf Tankstellen in Tschechien, um dort billig Super zu tanken. In Freital hat sich sogar eine starke Gruppe von Benzinpreisgegnern gebildet (www.benzinpreisgegner.de). Dort gab es kürzlich eine Anti-Biosprit-Demo. Weitere sind geplant.

Zweifel am Umweltschutz

Viele Autofahrer haben nicht nur Angst um den Motor ihres Autos, sondern kritisieren auch den Leistungsverlust und damit höheren Verbrauch. „Die glauben den Umweltschutz-Gedanken bei E10 einfach nicht“, sagte Barbara Becker von der Fan-Tankstelle Dresden Dohnaer Straße. Inzwischen forderte Bündnis 90/Die Grünen die Bundesregierung und die EU-Kommission auf, die verstärkte Beimischung von Agrosprit aufzugeben. Auch Umweltverbände, die anfangs noch für E10 waren, distanzieren sich zunehmend davon.

Quelle: http://www.sz-online.de/Nachrichten/Sachsen/E10_gibt_es_jetzt_ueberall/articleid-2713719

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